Die Geschichte des Oratorienchors

Die Wurzeln des Oratorienchores Potsdam reichen bis in den „Städtischen Chor Potsdam“ unter der Leitung von Prof. Karl Landgrebe zurück, der in den 1930er Jahren gegründet wurde. Aus diesem Ensemble ging der Oratorienchor Potsdam im Jahr 1957 bei dessen Auflösung hervor. Er bringt seitdem als übergemeindlicher kirchlicher Chor die großen, traditionsreichen Oratorien des Kirchenjahres von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn, Antonin Dvorak, Johannes Brahms sowie Guiseppe Verdi einem breiten Publikum zu Gehör. Neben den traditionellen sinfonischen Werken widmet sich der Chor darüber hinaus regelmäßig der Aufführung zeitgenössischer Werke und Oratorien des 20. Jahrhunderts.

Erster künstlerischer Leiter seit der Gründung des Chores wurde Professor Ekkard Tietze. Er war durch Superintendenten Stolte nach Potsdam berufen worden und stand bis zu seiner Pensionierung an der Spitze des Ensembles. Unter seiner Leitung wurden u. a. Kompositionen der klassischen Moderne aufgeführt, so beispielsweise Werke von Francis Poulenc, Rudolf Wagner-Régeny und Karol Szymanowski. Einen besonderen Höhepunkt seiner Arbeit bildeten 1972 die Aufführungen des Oratoriums "König David" von Arthur Honegger sowohl in der Potsdamer Friedenskirche als auch in der Leipziger Thomaskirche.

Mit J. S. Bachs „H-Moll-Messe“ im Jahr 1979 verabschiedete sich Professor Ekkehard Tietze in den Ruhestand. Bis zur Berufung eines neuen Kantors wurde der Chor ein Jahr lang von Landeskirchen-Musikdirektor Gottfried Weigle geleitet.

Im Dezember 1980 übernahm Matthias Jacob als neuer Kantor und Organist der Friedenskirche die Leitung des Chores. Unter ihm geriet die Aufführung des Requiems von Alfred Schnittke im Jahr 1989 zu einem besonderen Höhepunkt. Mit dem "Psalmus hungaricus" von Zoltán Kodály, der Psalmensinfonie von Igor Strawinsky und dem Oratorium "In terra Pax" von Frank Martin wurde die spezifische Tradition des Chores fortgeführt. 1992 erhielt Matthias Jacob in Anerkennung seiner Verdienste um die Förderung zeitgenössischer Kirchenmusik den Titel Kirchenmusikdirektor.

Im Sommer 1996 führte der Oratorienchor Potsdam die Uraufführung des Oratoriums über Franz von Asissi "Amore e Sapienza" von Gerhard Rosenfeld auf, ein Werk, das der Komponist speziell dem Chor gewidmet hatte.

Unter der Leitung von Matthias Jacob führten den Chor Konzertreisen nach Italien, in die Tschechische Republik und nach Russland. So führte er 1992 in Spoleto die "Johannes-Passion" von J. S. Bach auf. 1996 beteiligte sich der Chor mit der „E-Moll-Messe“ von Anton Bruckner und dem Oratorium "Amore e Sapienza" von Gerhard Rosenfeld an den "Sagra Musicale Umbra" in Perugia. 1997 folgte eine Konzertreise mit dem Weihnachtsoratorium nach Prag und im Bachjahr 2000 eine Reise mit der „H-Moll-Messe“ nach Kaliningrad.

Mit einem Festkonzert von Felix Mendelssohn-Bartholdys "Lobgesang" feierte der Oratorienchor Potsdam 2007 sein 50-jähriges Bestehen. Nach der umjubelten Aufführung von Verdis "Requiem" in großer Besetzung im Rahmen der Vocalise wurde Matthias Jacob im Herbst 2013 feierlich in den Ruhestand verabschiedet.

Seit Januar 2014 leitete Dr. Joachim Walter den Chor. Er debütierte in Potsdam mit Bachs „Matthäus-Passion“ und setzte ein halbes Jahr später mit einem Konzert im Rahmen der „Vocalise“, in dem u. a. Leonard Bernsteins „Chichester Psalms“ und Alexander Zemlinkskys "23. Psalm" erklangen, einen vielbeachteten musikalischen Akzent. Im Frühjahr 2015 studierte Dr. Joachim Walter mit dem Oratorienchor Antonio Vivaldis "Gloria" und die "Messa di Gloria" von Giacomo Puccini ein. Die Aufführung selbst war ihm nicht mehr vergönnt und erfolgte bereits unter der Leitung von Tobias Scheetz. Dr. Joachim Walter starb im Juni 2015 im Alter von nur 50 Jahren.

Nach dessen Tod übernahm Tobias Scheetz die kommissarische Leitung des Chores und brachte die noch von Dr. Joachim Walter ausgewählten Werke zur Aufführung, darunter Werke von Maurice Duruflé und Joseph Haydn. Seit Oktober 2016 leitet Johannes Lang das Ensemble.

Liste aller Konzerte des Oratorienchors seit seiner Gründung 1957.